Anthroposophische Medizin kritisiert mangelnde Berücksichtigung der Patienten im Krankenhausstrukturgesetz

Das Gesetzgebungsverfahren zum Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) geht in die entscheidende Phase. Anfang November ist die Zweite Lesung im Bundestag geplant. Die Anthroposophische Medizin kritisiert, dass in der jetzigen gesundheitspolitischen Debatte nahezu ausschließlich die Finanzausstattung der Krankenhäuser im Vordergrund steht. Die Frage, wie die allgemein geforderte höhere Qualität im Krankenhaus entwickelt werden soll, fließt kaum in die Debatte ein.

„Wenn wir die Pläne für eine ‚patientengerechte‘ Versorgung im Krankenhaus ernst nehmen wollen, müssen wir uns darüber abstimmen, wie Qualität künftig definiert wird und welche Indikatoren dafür als verbindlich eingestuft werden. Und dieser Prozess muss unbedingt diejenigen berücksichtigen, um die es geht – die Patienten“, fordert Vorstandsmitglied Volker Ernst (Geschäftsführer der Filderklinik) im Namen des Verbandes Anthroposophischer Kliniken.

Qualitative Aspekte weiterhin offen

Inzwischen hat die Bund-Länder-Arbeitsgruppe neue Eckpunkte für das KHSG vorgelegt. Darin wird den Kliniken wieder mehr Geld in Aussicht gestellt, so dass die Bundesregierung den Kliniken entgegenkommt: „Die Gesundheitspolitik hat verstanden, dass Qualität in der medizinischen Versorgung nicht zum Nulltarif zu haben ist“, kommentiert Volker Ernst die neuen Pläne. „Trotzdem bleibt die Frage offen, wie Qualität im Krankenhaus entsteht, wie sie verbessert und bewahrt werden kann – und vor allem, wie die Patienten in diesen Prozess einbezogen werden können. Deshalb bedauern wir sehr, dass unsere Forderung nach einer stärkeren Berücksichtigung der Patientenperspektive bisher noch nicht aufgegriffen wurde“, so Ernst weiter.

Anthroposophische Kliniken stoßen Debatte an

Die Anthroposophischen Kliniken haben sich in diesem Sommer intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, was gute Qualität in der stationären Versorgung konkret bedeutet. In einer konzertierten Aktion haben in den drei größten Anthroposophischen Akutkliniken – Filderklinik (bei Stuttgart) sowie die beiden Gemeinschaftskrankenhäuser Herdecke (Witten-Herdecke) und Havelhöhe (Berlin) – im August und September Expertengespräche mit Politik, Krankenkassen, Verbänden und Patientenvertretern stattgefunden. Dabei wurden Aspekte der „erlebten Qualität“ der Patienten diskutiert, die im internationalen Kontext längst berücksichtigt werden: Respekt vor den Bedürfnissen, Werten und Präferenzen der Patienten, partizipative Entscheidungsfindung, Kommunikation auf Augenhöhe, Zugang zu allen patientenbezogenen Informationen, Einbeziehung von Angehörigen etc. Dass diese Kriterien in Zukunft stärker einfließen müssen, war in allen Gesprächen Konsens. Die Frage, wie dieses Ziel konkret erreicht werden kann, wurde (auch regional) unterschiedlich diskutiert. Volker Ernst zieht ein positives Fazit: „Wir gehen gestärkt aus den Gesprächen hervor. Unsere Argumente konnten auch in der Debatte mit Fachleuchten überzeugen. Darüber hinaus konnten wir neue Partner gewinnen, zum Beispiel den Verbraucherzentrale Bundesverband und die BAG Selbsthilfe“.

Inzwischen haben die Anthroposophischen Kliniken konkrete Vorschläge entwickelt und empfehlen der Bundesregierung, dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) vorzugeben, dass eigene  Indikatoren für die Qualität aus Sicht der Patienten entwickelt werden, und den Patientenvertretern dafür ein Stimmrecht einzuräumen. Außerdem wird vorgeschlagen, Patientenfürsprecher bundesweit in allen Krankenhäusern zu installieren. Auch Patientenbeiräte, die verbindlich in die Qualitätsentwicklung jedes Krankenhauses einbezogen werden, wären eine sinnvolle Option, so der Verband Anthroposophischer Kliniken abschließend.

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Der DAMiD repräsentiert die Anthroposophische Medizin in allen gesellschaftlichen Bereichen des deutschen Gesundheitswesens. Als Dachorganisation vertritt der Verband die übergeordneten Belange und Interessen seiner 16 Mitglieder. Mitgliedsorganisationen sind Berufsverbände, Klinikverband, gemeinnützige Altenhilfe, Behindertenhilfe sowie die Hersteller Anthroposophischer Arzneimittel.