Im vergangenen Monat hat uns vor allem die Debatte ums Impfen bzw. die Impfpflicht auf Trab gehalten. Eng damit verbunden ist der sich zuspitzende Fachkräftemangel, der inzwischen auch die Heilpädagogik erreicht hat.
Die Meldungen:
» Impfpflicht - Bundestagsdebatte ohne Fraktionszwang
» Corona - von der Pandemie zur Endemie?
» Soziale Berufe unter Druck
Impfpflicht – Bundestagsdebatte ohne Fraktionszwang
Berlin, 2. Februar 2022. Knapp vier Stunden dauerte die ergebnisoffene Orientierungsdebatte im Bundestag zur allgemeinen Impfpflicht am 26. Januar 2022. Grundlagen waren verschiedene Vorschläge, die im Vorfeld veröffentlicht worden waren. Alleine aus der Ampel-Koalition kamen drei verschiedene Gruppenanträge: einer gegen die Impfpflicht („Kubicki-Antrag“), ein zweiter für ein Stufensystem: erst verpflichtende Aufklärungsgespräche, dann eine Impfpflicht für die Risikoaltersgruppe ab 50. Ein dritter votiert für eine allgemeine Impfpflicht ab 18 Jahren.
In der Debatte gab es bei SPD und Grünen Mehrheiten für eine Impfpflicht. Die FDP ist schwerer zu verorten, tendenziell eher gegen die Impfpflicht, ähnlich die Linkspartei. Kaum zu greifen war die Haltung in der CDU, die – nun ganz Oppositionspartei – vor allem die Regierung angriff und sich gleichzeitig für ein Impfregister stark macht. Inzwischen hat die Unionsfraktion angekündigt, sich für eine zeitlich befristete und nach Virusvarianten differenzierte Impfpflicht einsetzen zu wollen. Die AfD lehnt die Impfpflicht geschlossen ab.
Impfpflicht: Argumente Pro & Contra
Als Argumente für die Impfpflicht wurden genannt: Die noch bestehende Impflücke werde sich auf freiwilliger Basis nicht mehr schließen lassen. Außerdem sei die solidarische Wirkung der Impfung wichtiger als individuelle Haltungen und könne helfen, weitere Lockdowns zu verhindern, die ja ebenfalls Eingriffe in die persönliche Freiheit darstellten. Bei den Contra-Vertreter:innen wurde die individuelle Freiheit, auch in einer Risikosituation, höher bewertet. Außerdem sei eine Impfpflicht extrem aufwändig, schwer umzusetzen und verschärfe die bereits bestehende Polarisierung noch. Das Vertrauen in Politik und Gesellschaft werde damit weiter erschüttert.
Ernsthafte Debatte
In den Debatten-Beiträgen wurden deutlich, dass es sich die Parlamentarier:innen in dieser Frage nicht leicht machen. Auch Respekt für die jeweilige Gegenposition schimmerte immer wieder durch. Diskutiert wurde ohne Fraktionsdisziplin, also nicht der eigenen Partei, sondern nur dem eigenen Gewissen verpflichtet – eine angemessene Entscheidung bei einem so wichtigen und kontroversen Thema. So wurden in der Debatte mehr als virologische Fragen behandelt. Es ging um die großen Themen: Was darf Politik? Was soll oder muss sie sogar? Welchen Wert hat die Freiheit? Die Antworten fielen erwartungsgemäß unterschiedlich aus. Die Debatte geht weiter. Konkrete Gesetzesentwürfe sollen im März 2022 diskutiert werden.
Quelle:
"Es geht um viel mehr als die Impfpflicht“, ZEIT online, 26. Januar 2022
Corona – von der Pandemie zur Endemie?
Berlin, 2. Februar 2022. Nach zwei Jahren COVID-Pandemie mit tagesaktueller Veröffentlichung der Inzidenzwerte, der AHA-Regeln, einer Impfstrategie sowie Quarantäne bis hin zum Lockdown stellt sich die Frage nach einer mittel- und langfristigen Strategie.
Für eine solche Exit-Strategie macht sich die » Hufelandgesellschaft (Ärztlicher Dachverband für Integrative Medizin) in einem neuen Positionspapier stark. In dem Papier fordern die Ärzt:innen und Wissenschaftler:innen, die in der Hufelandgesellschaft zusammengeschlossen sind, eine risikostratifizierte, präzisierte Vorgehensweise, um den Übergang von der Pandemie zur Endemie zu erreichen: „Die bisherige Strategie zur Pandemie-Bekämpfung zielte auf die Vermeidung von Infektionen und von schweren Erkrankungsverläufen ab. Die SARS-CoV-2-Impfungen inkl. Boosterungen bietet nur kurzen Immunschutz. Eine Herdenimmunität, geschweige denn eine Ausrottung des SARS-CoV-2 kann damit nicht erreicht werden. […] Ein Übergang von der Pandemie zur Endemie ist nur durch die Ausbildung einer natürlichen Herdenimmunität zu erreichen. Weder die Intensivierung der Impfkampagne bei Kindern und Jugendlichen noch eine Impfpflicht tragen dazu bei.“
Quelle:
„Corona und kein Ende oder von der Pandemie zur Endemie? Wann dürfen wir über eine Exitstrategie sprechen?“, Hufelandgesellschaft, 31. Januar 2022
Soziale Berufe unter Druck
Berlin, 2. Februar 2022. Dass es in der Pflege heute einen dramatischen Fachkräftemangel gibt, ist inzwischen auch medial angekommen. Gerade hat wieder eine neue » Studie ergeben, dass rund 40 Prozent der Pflegenden regelmäßig erwägen, aus ihrem Beruf auszusteigen.
Aber auch andere soziale Berufe, wie zum Beispiel die Heilpädagogik, sind betroffen. Dass in den sozialen Berufen seit zwei Jahren unter Pandemiebedingungen mit Hygienekonzepten gearbeitet wird, macht es nicht besser. Und auch die kürzlich beschlossene einrichtungsbezogene Impfpflicht trägt zur Zuspitzung der Situation in den Einrichtungen für Menschen mit Assistenzbedarf bei.
Besorgniserregende Zahlen
Eine aktuelle Umfrage unter anthroposophisch orientierten Einrichtungen, die im Anthropoi Bundesverband zusammengeschlossen sind, hat folgendes Bild ergeben: Nur 10,6 Prozent aller Mitgliedsorganisationen schätzen ihre Personalsituation als gut ein. Der überwiegende Teil jedoch als gerade ausreichend (69,2 Prozent) oder schlecht bis sehr schlecht (20,2 Prozent). Ganz konkret heißt das, dass knapp 70 Prozent der Einrichtungen ihre Angebote gerade noch aufrechterhalten können. Sollte sich die Personalsituation weiter zuspitzen, müssen Angebote für die betreuten und begleitenden Menschen abgebaut werden.
Inklusiv arbeiten im anthroposophischen Sozialwesen
Höchste Zeit also, Strategien zu entwickeln, um die Personalsituation in den Einrichtungen zu stärken. Dafür wird Anthropoi Bundesverband in den kommenden Monaten verschiedene Tools entwickeln, um wieder mehr Menschen für die entsprechenden inklusiven Berufsbilder zu begeistern. Hier gibt es noch viel Potenzial, das genutzt und ausgebaut werden soll. In den nächsten Wochen und Monaten wird Anthropoi verstärkt über Newsletter, Social Media-Kanäle und eine neue Landing-Page auf die Stellenbörse und auf konkrete Stellenangebote von Mitgliedsorganisationen aufmerksam machen.
Im Bundesverband anthroposophisches Sozialwesen e.V. (Anthropoi Bundesverband) sind derzeit bundesweit 182 Trägerorganisationen mit 263 Einrichtungen zusammengeschlossen, in denen ca. 17.000 Menschen mit geistiger, seelischer oder mehrfacher Behinderung leben, lernen und arbeiten.
Mehr erfahren?
Alle News und Infos online: www.anthropoi.de/bundesverband