Deutscher Bundestag / Plenum

Dezember 2019: Neues aus Medizin und Gesundheit

Von vorweihnachtlicher Ruhe keine Spur… Die hitzige Debatte um die Homöopathie dreht eine weitere Runde, dieses Mal bei den Grünen und im Bayerischen Landtag. Auch beim Impfen wird es heiß: Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat seine umstrittenen Pläne für eine Masern-Impfpflicht durchgesetzt. Nun soll die Justiz entscheiden, ob das Gesetz verfassungskonform ist. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Die Ausbildung zur Hebamme wird endlich akademisiert. Die Zeit für diesen Schritt war ja mehr als reif. Auch aus der Wissenschaft können wir Gutes berichten: Kürzlich hat die Hufelandgesellschaft eine Arbeit zur Integrativen Onkologie ausgezeichnet.

Die Meldungen:

» Politik diskutiert über Homöopathie
» Impfen wird zur Pflicht
» Hebammenausbildung endlich akademisch
» Ausgezeichnete Integrative Onkologie

 

Politik diskutiert über Homöopathie

Homoeopathie PixabayBerlin, 2. Dezember 2019. Wir müssen reden: Im Spätherbst zeigte sich, dass es auch in der Gesundheitspolitik Redebedarf zu Homöopathie gibt.

Grüne planen Homöopathie-Kommission

Unfrieden bei den Grünen: Vor der Bundesdelegiertenkonferenz Mitte November 2019 wurde ein Contra-Homöopathie-Antrag öffentlich, dem gleich mehrere Pro-Homöopathie-Anträge folgten. Die Partei-Spitze warnte vor einem Hochkochen der Debatte. So fand man eine sinnvolle Lösung: Die Debatte wurde auf den Parteitag im November 2020 vertagt. Bis dahin soll eine Kommission die grundsätzliche Position der Grünen zu den besonderen Therapierichtungen klären.

"Der DAMiD begrüßt den Beschluss der GRÜNEN. Besonders freut es uns, dass die GRÜNEN bereit sind, über eine ganzheitlich orientierte Gesundheitsversorgung zu diskutieren“, kommentiert Barbara Wais, Geschäftsführerin des DAMiD. „Darüber hinaus begrüßen wir, dass die GRÜNEN zu einer differenzierten und sachorientierten Debatte bereit sind, die an vielen Stellen fehlt. Wir wünschen uns eine ähnliche Diskursbereitschaft auch in den anderen Parteien."

Quelle: „Grüne übergeben Entscheidung zur Homöopathie an Fachkommission“, Deutsches Ärzteblatt, 18. November 2019

Bayerischer Landtag debattiert

Auch im Bayerischen Landtag gab es einiges an Schlagabtausch. Denn der Landtag hatte mit den Stimmen der Regierungsfraktion von CSU und Freien Wählern beschlossen, eine Studie in Auftrag zu geben, die klären soll, ob durch Mittel der Besonderen Therapierichtungen der Einsatz von Antibiotika reduziert werden kann. Kritiker von Homöopathie & Co. reagierten reflexartig mit lautstarker Kritik. Dabei kommt die Homöopathie in dem Maßnahmenpaket nur am Rande vor, um festzustellen, wie multiresistente Keime bekämpft werden können. So ließen sich die PolitikerInnen nicht beirren und halten an dem Vorhaben fest.

Quelle: „Bayerns Pläne für Homöopathiestudie lösen Kritik aus“, Deutsches Ärzteblatt, 27. November 2019

 

Impfen wird zur Pflicht

Gesund werden Impfen ClipdealerBerlin, 2. Dezember 2019. Am 14. November 2019 hat der Bundestag das so genannte "Masernschutzgesetz" in Deutschland verabschiedet – gegen den Rat und die Expertise vieler namhafter Fachleute. Von den betroffenen Eltern mal ganz abgesehen… Damit wird es ab März 2020 verpflichtende Masern-Impfungen für Kita- und Schulkinder sowie für Lehrkräfte, Erzieherinnen oder Angestellte in medizinischen Einrichtungen geben. Bei Verstößen drohen bis zu 2.500 Euro Bußgeld.

„In unseren Bemühungen, eine freie, individuelle Impfentscheidung zu erhalten, haben wir damit eine Niederlage erlitten – wissenschaftliche Fakten und Fachleute erwiesen sich als machtlos gegen eine Phalanx aus politischer Profilierungssucht einzelner oder gar ganzer Parteien“, kommentiert der Verein » Ärzte für Individuelle Impfentscheidung, den auch der DAMiD in seiner Arbeit unterstützt hatte.

Die » Ärzte für Individuelle Impfentscheidung haben angekündigt, betroffene Eltern zu unterstützen, Verfassungsbeschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe einzureichen. Als Verein können die Ärzte für Individuelle Impfentscheidung nicht selber klagen.

Ausführliche Informationen finden Sie beim Verein » Ärzte für Individuelle Impfentscheidung

 

Hebammenausbildung endlich akademisch

Baby Fuesse Pexels webBerlin, 2. Dezember 2019. Der Hebammenberuf wird akademisiert. Zum Beruf der Hebamme führt künftig ein auf zwischen sechs und acht Semester angelegtes Studium, so hat es der Bundestag beschlossen. Bis 2022 gilt eine Übergangszeit, in der parallel auch noch die bisherigen Hebammenschulen aktiv bleiben. Der Deutsche Hebammenverband zeigte sich erleichtert über das neue Gesetz: „Deutschland ist der letzte EU-Mitgliedsstaat, der die EU-Richtlinien aus dem Jahr 2013 umsetzt.“ „Es ist lange an der Zeit, dass der Beruf der Hebammen mit einer akademischen Ausbildung aufgewertet wird“, sagt Barbara Wais, Geschäftsführerin des DAMiD. „Die Arbeit einer Hebamme setzt eine hohe Qualifikation voraus, was durch eine Akademisierung gut abgebildet werden kann.“

 

 

Ausgezeichnete Integrative Onkologie

Aerztin Clipdealer

Berlin, 2. Dezember 2019. Viele Patientinnen und Patienten wünschen sich eine integrative Medizin, die konventionelle Medizin und Verfahren der Komplementärmedizin verbindet. Die Nachfrage ist gerade bei (Brust-)Krebs besonders hoch, das Angebot allerdings (noch) nicht flächendeckend ausgebaut. Leuchttürme sind bisher vor allem die Krebszentren an anthroposophischen Kliniken, die zertifiziert und integrativ arbeiten.

Nun wurde die integrativ-onkologische Arbeit des Universitäts-Brustzentrums Franken mit dem Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich von der Karl und Hilde Holzschuh-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Hufelandgesellschaft (Ärztlicher Dachverband für Naturheilkunde, komplementäre und integrative Medizin) vergeben. Zum Angebot am Brustzentrum gehört ein individueller Behandlungsplan, der aus der Vielzahl naturheilkundlicher Methoden schöpft, u.a. Lebensstilregulation, Bewegungstherapie, Hydrotherapie, Phytotherapie, Ernährungstherapie.

Die Arbeitsgruppe um PD Dr. med. Carolin C. Hack hatte dieses Angebot im Rahmen einer retrospektiven, monozentrischen Querschnittsstudie evaluiert und die Daten von 75 Patientinnen ausgewertet und die Patientinnen befragt: Mehr als 80 Prozent der Patientinnen erlebten eine Verbesserung der Lebensqualität und einen Rückgang der Nebenwirkungen der konventionellen Therapie. Prof. Dr. med. Harald Matthes, Vorstandsmitglied der Hufelandgesellschaft, erläutert die Entscheidung der Jury: „Die Daten weisen darauf hin, dass die integrative Onkologie zukünftig als ein Angebot in der Routineversorgung von Mammakarzinompatientinnen auch von sonst konventionell arbeitenden Kliniken inkludiert werden kann“.