Deutscher Bundestag / Plenum

Februar 2020: Neues aus Medizin & Gesundheit

Das hatte sich Jens Spahn anders vorgestellt: Mitte Januar stand die Abstimmung im Bundestag über die von ihm favorisierte Widerspruchslösung bei der Organspende an. Aber die Abgeordneten haben sich dagegen ausgesprochen. Gute Nachrichten auch aus der Pflege: Die Altenpflege soll besser entlohnt werden. Ansonsten haben die Grünen ihre Homöopathie-Kommission nun doch abgesagt, leider kein gutes Signal in der überhitzten Debatte. Und last but not least: Nutzen Sie jeden Strahl Sonne, den Sie kriegen können – eine neue Studie gibt der Lichttherapie gute Noten bei saisonaler Depression!

Die Meldungen:

» Organspende: Widerspruch für den Widerspruch
» Mehr Geld für die Pflege
» Doch keine grüne Homöopathie-Kommission
» Mehr Licht! Hilfreich bei Herbst-Winter-Depression

Organspende: Widerspruch für den Widerspruch

Pixabay scissors OrganspendeBerlin, 4. Februar 2020. Die Entscheidung war eindeutig: Mit 379 Nein- gegen 292 Ja-Stimmen hat der Deutsche Bundestag Mitte Januar 2020 den Antrag für eine doppelte Widerspruchsregelung zur Organspende abgelehnt. Den Antrag hatten Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der SPD-Abgeordnete Karl Lauterbach eingebracht. Stattdessen bekam der zweite Antrag von Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) und anderen für eine erweiterte Zustimmungslösung eine klare Mehrheit.

Das Ergebnis kam für alle Beteiligten wohl eher überraschend. Viele Medien und auch Ärztegesellschaften hatten sich für die Widerspruchslösung stark gemacht. Die Debatte selbst zeigte, dass es sich die Parlamentarier nicht leicht gemacht haben. „Der Bundestag hat eine gute Entscheidung gefällt, indem er die zutiefst individuelle Frage der Organspende nicht zu einem automatischen Vorgang gemacht hat“, kommentierte Barbara Wais, Geschäftsführerin des DAMiD.

Außerdem zeige das Beispiel anderer europäischer Länder, dass es verstärkt auf die Strukturen in den Transplantationskliniken ankomme: „Hierzu wurden in Deutschland kürzlich wichtige Änderungen verabschiedet, die hoffentlich bald greifen werden. Dieses Potenzial müssen wir unbedingt nutzen, um die Zahl der Organspenden dauerhaft zu erhöhen.“

Mehr Infos beim » Bürger- und Patientenverband GESUNDHEIT AKTIV

 

Mehr Geld für die Pflege

Pflege FilderklinikBerlin, 4. Februar 2020. Altenpflegekräfte sollen in Deutschland künftig deutlich mehr Geld verdienen, das hat eine achtköpfige Pflegekommission aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern kürzlich beschlossen. Auch die Zahl der Urlaubstage soll steigen. Ausgebildete Altenpflegekräfte sollen spätestens 2022 einen Mindestlohn (brutto) in Höhe von 2.664 Euro (ohne Zuschläge) bekommen. Derzeit gibt es sowohl im Westen als auch im Osten noch Pflegelöhne von unter 2.000 Euro brutto.

Die neuen Mindestlöhne sollen nach Qualifikation gestaffelt sein. „Insbesondere die Festlegung verschiedener Mindestlöhne nach Qualifikation ist für uns ein wichtiges Signal“, so der Caritasverband. Endlich spiegele sich auch im Mindestlohn wider, dass sich eine Ausbildung zur Fachkraft lohne.

Bis Jahresmitte, so kündigte Gesundheitsminister Jens Spahn nun an, wolle er einen Vorschlag machen, wie die Kosten zwischen der Pflegeversicherung und den Pflegebedürftigen selbst „fair ausgeglichen“ werden können. „Es führt kein Weg daran vorbei: Wir werden eine Qualitätsverbesserung in der Pflege nur über höhere Kosten erreichen“, meinte Barbara Wais für den Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland. „Es ist deshalb höchste Zeit, dass die Pflege-Finanzierung – zum Beispiel über Steuerzuschüsse – reformiert wird.“

Doch keine grüne Homöopathie-Kommission

globuli clipdealer 140814Berlin, 4. Februar 2020. Vor zwei Monaten bekamen die Pläne der Grünen, eine Kommission zur Homöopathie einzusetzen, noch viel Beifall. Mitte Januar zog die Grünen-Spitze dann die Notbremse und sagte die Kommission ab. Der Vorstand sei zu dem Ergebnis gekommen, dass eine vertrauensvolle und erfolgreiche Arbeit der Kommission nicht möglich sei. Anscheinend waren immer wieder Interna aus den bisherigen Abstimmungen an die Medien weitergegeben worden. Nun wird der Vorstand die Beschlussfassung selbst übernehmen.

„Es ist sehr schade, dass die Kommission abgesagt wurde. Wir hätten den Grünen einen offenen Diskurs zu Homöopathie & Co. gewünscht“, sagte Barbara Wais für den DAMiD. „Eine solche Kommission wäre der passende Rahmen gewesen, um zu diskutieren und die verschiedenen Meinungen zu hören. Es gibt ja doch nie die eine Wahrheit. Eine Kommission hätte dazu beitragen können, die verschiedenen Perspektiven zu hören und Raum für mehr Toleranz zu schaffen.“

Mehr Licht! Hilfreich bei Herbst-Winter-Depression…

clipdealer Sonne draußenBerlin, 3. Februar 2020. Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersucht, wie wirksam und sicher eine Lichttherapie bzw. eine Therapie mit Vitamin D zur Behandlung der Herbst-Winter-Depression ist. Für die Studie wurden 21 randomisierte kontrollierte Studien mit 1.441 TeilnehmerInnen ausgewertet. Im Ergebnis zeigte die Untersuchung einen (kurzfristigen) Nutzen von Lichttherapie mittels Lichtlampen im Vergleich zu Placebo. Im direkten Vergleich zum untersuchten Antidepressivum zeigte die Lichttherapie zwar keinen direkten höheren Nutzen, es gab aber Anhaltspunkte dafür, dass das Antidepressivum während der Behandlung häufiger zu Nebenwirkungen führt als die Lichttherapie.

Die Untersuchung machte deutlich, dass noch einige Fragen offen sind: So konnten keine Aussagen zu langfristigen Wirkungen getroffen werden, da keine Nachbeobachtungen durchgeführt wurden. Auch zur Behandlung von Herbst-Winter-Depression mit Vitamin D konnten aufgrund mangelnder Daten keine Aussagen gemacht werden.

Zu diesem vorläufigen HTA-Bericht bittet das IQWiG bis zum 17. Februar 2020 um Stellungnahmen. Stellungnahmen können alle interessierten Personen, Institutionen und Gesellschaften abgeben.

Hier geht’s zum » HTA-Bericht