Porträtbild Bettina Berger

Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin für Studie an der Universität Witten/Herdecke: Fasten ist auch mit Typ 1-Diabetes möglich

Berlin, 10. Januar 2021. Auch Menschen mit Typ 1-Diabetes können fasten: Das zeigt eine Machbarkeitsstudie von Dr. Bettina Berger von der Universität Witten/Herdecke (UW/H), die gemeinsam mit ihrer Arbeitsgruppe ein mehrtägiges Fasten beobachtet und ausgewertet hat. Dafür wurde die Forscherin vom Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin Ende November 2021 mit dem Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert.

Fasten als wirksames therapeutisches Mittel

Fasten – der freiwillige Verzicht auf feste Nahrung über einen bestimmten Zeitraum – ist aus der modernen Naturheilkunde und der Integrativen Medizin nicht mehr wegzudenken. Als therapeutische Intervention konnte bereits eine Vielzahl von positiven Wirkungen nachgewiesen werden. Menschen mit Typ-1-Diabetes wurde allerdings bisher vom Fasten abgeraten, um die Steuerung des Insulin-Haushalts nicht zu gefährden. Nur wenige Ärzte oder Ärztinnen waren bereit, Menschen mit Typ 1-Diabetes während des Fastens zu betreuen.

Das könnte sich nun ändern: Dr. Bettina Berger und ihre Arbeitsgruppe haben in einer Studie die Machbarkeit, die positiven Auswirkungen und auch fastenbedingte Nebenwirkungen untersucht. Dazu fasteten 20 Personen mit und eine Referenzgruppe von 10 Personen ohne Diabetes sieben Tage nach dem Buchinger-Programm. Das Buchinger Fasten ist eine leitlinienbasierte multimodale Intervention und umfasst neben der Einnahme von Flüssigkeiten auch Bewegung, ressourcenorientiertes Training und Achtsamkeitsübungen. Die Insulindosierung wurde an das Fasten angepasst und alle Werte regelmäßig kontrolliert.

Signifikante Verbesserung

Die Ergebnisse sind gut: Die Blutzuckerwerte sind überwiegend im Zielbereich geblieben; es gab keine schweren Hypo- oder Hyperglykämien. Signifikant verbessert haben sich sowohl direkt nach dem Fasten als auch in einem Nacherhebung das Gewicht und der BMI. In der qualitativen Befragung vier Monate nach der Intervention konnten neben den physischen Verbesserungen deutliche Änderungen im Diabetes-Management festgestellt werden.

Prof. Dr. med. Harald Matthes, Vorstand der Hufelandgesellschaft und Juryvorsitz, begründet die Auswahl der Studie für den Holzschuh-Preis: „Die Jury hält diese Studie der komplexen Fastenintervention für einen wichtigen Meilenstein in der zukünftigen Behandlung auch von Typ 1-Diabetiker:innen; nunmehr ist deren Sicherheit und Nutzen gut belegt und sollte auf größere Patientenkollektive angewandt werden.“

Zum Holzschuh-Preis

Der Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin wird jährlich ausgeschrieben. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige, von der Hufelandgesellschaft (Ärztlicher Dachverband für Integrative Medizin) und der Holzschuh-Stiftung zusammengestellte Jury. Bewertet werden dabei unter anderem das Studiendesign und die Qualität der Ergebnisse sowie die Relevanz für die Komplementärmedizin.

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Weitere Informationen gibt es auf der Website der » Hufelandgesellschaft

Zur Studie

Bettina Berger et al (2021): Seven-day fasting as a multimodal complex intervention for adults with type 1 diabetes: Feasibility, benefit and safety in a controlled pilot study (Nutrition 86 (2021) 111169)

Bild: Universität Witten/Herdecke