Erde wird von Ärzt:innen gehalten

BMG im Gespräch zu Prävention und Gesundheitsschutz

Berlin, 21. Juli 2022. Wir spüren es alle: der Sommer hat es in sich. Neue Temperaturrekorde werden aufgestellt. In Europa ist es heiß. Zu heiß. Die Hitze macht vielen Menschen gesundheitlich zu schaffen. Vor allem alte Menschen, Schwangere, Kleinkinder und Babys sind betroffen. Auf Dauer aber alle.

Doch das sind nicht die einzigen Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit. Was tun? Welche präventiven Maßnahmen sieht die Bundesregierung vor? Darüber sprach Dr. Ute Winkler, Leiterin des Referats “Umweltbezogener Gesundheitsschutz, Klima und Gesundheit” im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) bei der Online Lunch-Session aus der Reihe “Zukunft Prävention” am 20. Juli 2022 mit rund 140 Teilnehmer:innen. Die Veranstaltungsreihe "Zukunft Prävention" wurde gemeinsam vom DAMiD, dem Kneipp-Bund und dem Verband der Ersatzkrankenkassen (vdek) durchgeführt.

Gesundheit in Gefahr

In ihrem Impulsvortrag verdeutlichte Dr. Ute Winkler: “Klimaschutz ist auch immer Gesundheitsschutz.” Dazu verwies sie unter anderem auf eine Studie (1) von Robert-Koch-Institut, Deutschem Wetterdienst und Umweltbundesamt, die eine Übersterblichkeit durch Hitze in den Jahren von 1992 bis 2021 ermittelt hat. Es sei aber nicht nur die Hitze, die die Gesundheit bedrohe. Der Klimawandel führe unter anderem auch zu mehr Hautkrebserkrankungen, Diabetes, Allergien oder einer schlechteren Wundheilung. Neue Erreger, wie das West-Nil-Fieber oder neue Zecken- und Mückenarten, würden durch das veränderte Klima in Europa heimisch und seien eine Bedrohung für die Gesundheit aller Menschen. Als Ursachen nannte sie neben Verkehr, Industrie, Gebäude, Land- und Abfallwirtschaft auch das Gesundheitswesen, das mit ca. fünf Prozent zu den Treibhausemissionen beiträgt.

Konkrete Maßnahmen?

Was also tun? Im Gespräch mit den Teilnehmer:innen der Veranstaltung rückten vor allem Fragen zum Hitzeschutz in den Vordergrund. Dr. Winkler verwies für Akutmaßnahmen zum Hitzeschutz auf die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die Informationen und Tipps für betroffene Bürgerinnen und Bürger, aber auch für Fachkräfte in Einrichtungen bereithält. Auf die Frage nach einem Hitzeschutzregister wie in Frankreich (in Frankreich werden Menschen über 65, die allein leben und Menschen mit Behinderungen bei Hitzewellen von sozialen Diensten angesprochen) antwortete Dr. Winkler, dass dies eine Maßnahme sei, die der Bund mit Ländern und Kommunen besprechen müsse. Eine Durchführung liege aber nicht in der Hand des Bundes. Auch die Unterstützung von Obdachlosen in Zeiten großer Hitze sei eine Aufgabe der Kommunen selbst.

Gemeinschaftsaufgabe angehen

Die Frage nach guten Präventionskonzepten ist also vom BMG nicht alleine zu beantworten. Vortrag und Gespräch machten aber deutlich, dass es viele Ideen gibt, deren Umsetzung eine Gemeinschaftsaufgabe aller Akteure des Gesundheitswesens ist. “Wir können im Moment so eine Aufbruchstimmung erleben, dass sich zunehmend verschiedene Bereiche, Verbände, Organisationen mit der Thematik auseinandersetzen”, sagte Dr. Ute Winkler.

Bund, Länder, Kommunen und Selbstverwaltung hätten bereits unterschiedliche Prozesse angestoßen. Mit den 2017 veröffentlichten Empfehlungen für die Länder und Kommunen zur Erstellung von Hitzeschutzplänen, sei es an den Kommunen, diese umzusetzen. Für einen Nationalen Hitzeschutzplan sei das BMG nur begrenzt verantwortlich, betonte Dr. Ute Winkler. Das Klimaschutzsofortprogramm kündigte sie noch für dieses Jahr an. Die Arbeit am Klimaanpassungsgesetz, das im Koalitionsvertrag versprochen wird, beginne in Kürze. Eine genaue Jahreszahl zum Inkrafttreten des Gesetzes blieb offen.

Es bleibt zu hoffen, dass das Ministerium den Schwung nutzt und eine Vorreiterrolle einnimmt, um diese dringlichste aller Zukunftsaufgaben gemeinsam mit allen Akteuren zu bearbeiten. Es müssen nachhaltige Konzepte entwickelt werden, die am Ende auch in der Gesellschaft ankommen. Der Klimawandel mit seinen Auswirkungen auf die Gesundheit muss zu einem prioritären Arbeitsfeld des BMG und seines Ministers werden.


Zukunft Prävention

Seit 2010 gibt es die Reihe “Zukunft Prävention”. Im vergangenen Jahr und 2022 fand diese Veranstaltung online als digitale Mittagspause statt. Eingeladen dazu haben der Verband der Ersatzkassen (vdek), der Kneipp-Bund und der Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD). Mehr zur Veranstaltung "Klimawandel - Gesundheit in Gefahr. Welche Präventionskonzepte brauchen wir für die Zukunft?" unter www.zukunft-praevention.de

 Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet. Das » Video ist hier verfügbar

(1) “Hitzebedingte Mortalität in Deutschland zwischen 1992 und 2021” Claudia Winklmayr, Stefan Muthers, Hildegard Niemann, Hans-Guido Mücke, Matthias an der Heiden auf aerzteblatt.de

Pressekontakt

Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland e.V. (DAMiD)
Lina Reimers, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon 030-28 87 70 94, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Der DAMiD repräsentiert die Anthroposophische Medizin in allen gesellschaftlichen Bereichen des deutschen Gesundheitswesens. Als Dachorganisation vertritt der Verband die übergeordneten Belange und Interessen seiner Mitglieder. Mitgliedsorganisationen sind Berufsverbände, Klinikverband, gemeinnützige Altenhilfe, Behindertenhilfe sowie die Hersteller Anthroposophischer Arzneimittel.