Zum Auftakt 2024 haben wir einige Änderungen im Gesundheitssystem für Sie zusammengestellt. Wie sie umgesetzt und angenommen werden, bleibt hier und da sicher abzuwarten. Des Weiteren haben wir uns eine interessante Studie der Wirkung von Tai Chi bei Lungenkrebs angesehen. Abschließend versuchen wir eine erstaunliche Zahl von Insolvenzen bei von Pflegeeinrichtungen zu verstehen.

Die Meldungen

» Neuerungen im Gesundheitswesen
» Lungenkrebspatient:innen schlafen besser mit Tai-Chi
» Pflegeeinrichtungen insolvent

Neuerungen im Gesundheitswesen

2024Berlin, 10. Januar 2024. Das Jahr 2024 bringt bedeutende Veränderungen im deutschen Gesundheitssystem mit sich. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verkündete, dass die Bundesregierung künftig jährlich rund fünf Milliarden Euro investieren werde, um die häusliche Pflege zu erleichtern und die Kosten für die Heimunterbringung zu unterstützen. Ein zentraler Schritt in Richtung Digitalisierung ist die Einführung des elektronischen Rezepts. Einige Neuerungen sind hier zusammengefasst:

E-Rezept ist Pflicht

Das E-Rezept wird zum Standard für alle gesetzlich Versicherten und ist seit dem 1. Januar verpflichtend. Ärzte sind fortan dazu verpflichtet, digitale Rezepte auszustellen. Patienten haben die Wahl, das Rezept entweder über die elektronische Gesundheitskarte (eGK) in der Apotheke, über die E-Rezept-App oder in Papierform einzulösen.

Digitale Identität für Krankenkassen-Versicherte

Seit dem 1. Januar haben Krankenkassen die Pflicht, ihren Versicherten auf Wunsch eine digitale Identität in Form einer Gesundheits-ID zur Verfügung zu stellen. Diese ermöglicht den kartenfreien Zugang zu digitalen Gesundheitsanwendungen, Patientenportalen und Terminservices.

Elektronische Patientenakte (ePA) wird verbindlich

Die Einführung der elektronischen Patientenakte ist für Ende 2024 verbindlich geplant und betrifft alle gesetzlich Versicherten.

Erhöhte Sozialabgaben für Gutverdiener

Besserverdienende werden höhere Sozialabgaben in der gesetzlichen Renten- und Arbeitslosenversicherung leisten. Die Beiträge erhöhen sich bis zu einem Betrag von 7.550 Euro im Westen und 7.450 Euro im Osten pro Monat.

Flexibler Austausch von Kinderarzneimitteln

Apotheken dürfen ab sofort Kinderarzneimittel, die nicht verfügbar sind und auf der Dringlichkeitsliste des Bundesinstituts für Arzneimittel (BfArM) geführt werden, ohne Rücksprache mit dem verordnenden Arzt gegen ein wirkstoffgleiches Arzneimittel austauschen.

Ausweitung der Kinderkrankentage

Eltern erhalten pro Kind und Elternteil in den Jahren 2024 und 2025 nun 15 bezahlte Kinderkrankentage. Für Alleinerziehende steigt der Anspruch von 20 auf 30 Tage.

Stärkung der Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln

Krankenhausapotheken müssen ihre Vorräte an besonders wichtigen Arzneimittelgruppen aufstocken, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Diese Regelungen trat bereits im Dezember 2023 in Kraft.

Entlastung vollstationär versorgter Pflegebedürftiger

Seit dem 1. Januar 2024 werden vollstationär versorgte Pflegebedürftige stärker finaziell entlastet. Die Pflegekasse übernimmt einen steigenden Anteil des pflegebedingten Eigenanteils, abhängig von der Verweildauer im Pflegeheim.

Erhöhung des Pflegegelds und des Pflegeunterstützungsgeld

Das Pflegegeld wurde zum 1. Januar angehoben und Pflegebedürftige erhalten einen Anspruch auf Pflegeunterstützungsgeld für bis zu zehn Arbeitstage pro Kalenderjahr.

Verbesserungen bei der Verhinderungspflege für junge Pflegebedürftige

Im Januar 2024 treten verschiedene Verbesserungen bei der Verhinderungspflege für pflegebedürftige Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene der Pflegegrade 4 und 5 in Kraft.

Transparente Darstellung von Leistungen der Pflegekassen

Versicherte haben nun das Recht, halbjährlich eine übersichtliche Darstellung ihrer in Anspruch genommenen Leistungen und deren Kosten von ihrer Pflegekasse zu erhalten.

Attraktives Pflegestudium mit angemessener Vergütung

Studierende in der Pflege erhalten ab Januar für die gesamte Dauer ihres Studiums eine angemessene Vergütung, und die hochschulische Pflegeausbildung wird als duales Studium gestaltet.

Vereinheitlichung des Anerkennungsverfahrens für ausländische Pflegefachkräfte

Die Anerkennungsverfahren für ausländische Pflegefachkräfte werden bundesweit vereinheitlicht und vereinfacht, wobei der Umfang und die erforderliche Form der vorzulegenden Unterlagen bundesrechtlich geregelt werden.

Quellen:

„Das ändert sich 2024 in Gesundheit und Pflege“, bundesgesundheitsministerium.de, 31. Dezember 2023
„Was sich bei Gesundheit und Pflege ändert“, aerzteblatt.de, 29. Dezember 2023

Lungenkrebspatient:innen schlafen besser mit Tai-Chi

Berlin, 10. Januar 2024. Ein Team von Forschenden aus Hongkong hat in einer randomisierten Studie herausgefunden, dass Tai-Chi und aerobes Training bei Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs im Stadium IIIB-IV positive Auswirkungen auf den Schlaf, die psychische Belastung und die körperliche Funktion haben. Die Ergebnisse, veröffentlicht in » JAMA Oncology (2023; DOI: 10.1001/jamaoncol.2023.5248), zeigen, dass der Effekt von Tai-Chi sogar zu einem besseren Überleben führt.
Schlafstörungen sind bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs keine Seltenheit und haben weitreichende negative Folgen für die Lebensqualität und das Überleben. Die Studie, geleitet von Naomi Takemura und ihrem Team von der Medizinischen Fakultät der Universität Hongkong, zielte darauf ab, die Auswirkungen von aerobem Training und Tai-Chi auf Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom zu untersuchen.

Unterschiedliche Trainingseinheiten

Die randomisierte Studie erstreckte sich von Dezember 2018 bis September 2022 und umfasste 226 Patienten, die auf aerobes Training, Tai-Chi oder eine Kontrollgruppe randomisiert wurden. Das aerobe Training bestand aus zwei 60-minütigen Gruppentrainingseinheiten pro Monat sowie einem zusätzlichen Heimtraining. Die Tai-Chi-Gruppe traf sich zweimal wöchentlich zu 60-minütigen Trainingseinheiten. Die Interventionsphase dauerte 16 Wochen, während die Kontrollgruppe Empfehlungen zur körperlichen Aktivität erhielt, aber kein organisiertes Training.

Verbesserung der Schlafqualität

Die Ergebnisse zeigten, dass beide Formen der körperlichen Aktivität die Schlafqualität verbesserten. In der Tai-Chi-Gruppe wurde dabei eine signifikant stärkere Verbesserung des Schlafs festgestellt.
Insgesamt ist eine weitere Forschung ist erforderlich, um die zugrunde liegenden Mechanismen dieser positiven Effekte zu verstehen und die Integration von Tai-Chi in die ganzheitliche Betreuung von Krebspatient:innen zu fördern.

 

Pflegeeinrichtungen insolvent

Berlin, 10. Januar 2024. 783 Insolvenzen und Schließungen von Pflegeeinrichtungen in der Altenpflege vermeldete der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) bis Mitte Dezember 2023. Dies alarmierende Ergebnis verdeutlicht die zunehmenden Herausforderungen in der Pflegebranche und hat den AGVP dazu veranlasst, eine grundlegende Neugestaltung der Vergütung von Pflegeleistungen zu fordern.

Verunsicherung bei Pflegebedürftigen

"Im Jahr 2023 mussten täglich durchschnittlich zwei Pflegeeinrichtungen Insolvenz anmelden oder schließen. Jeder Insolvenzfall bedeutet eine erhebliche Verunsicherung für pflegebedürftige Menschen, sowohl in der ambulanten Betreuung als auch in Pflegeheimen", erklärte AGVP-Präsident Thomas Greiner in einer aktuellen Stellungnahme.
Greiner betonte, dass die Insolvenzwelle und der damit einhergehende Abbau von Pflegeplätzen nicht auf unkontrollierbare Naturkatastrophen zurückzuführen seien, sondern das Ergebnis der Pflegepolitik der vergangenen Jahre und der Verantwortungslosigkeit der Pflegekassen darstellten. Diese würden sich, so Greiner, ihrem gesetzlichen Auftrag entziehen, eine angemessene pflegerische Versorgung sicherzustellen.

Überarbeitung der Vergütung

Um dieser prekären Situation zu begegnen, forderte der AGVP-Präsident eine umfassende Überarbeitung der Vergütung von Pflegeleistungen. "Das Jahr 2024 wird entscheidend für die Altenpflege sein. Um die pflegerische Versorgung für die kommenden Jahrzehnte zu gewährleisten, muss die Politik aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen", mahnte Greiner.
Die dringende Notwendigkeit einer Neujustierung der Pflegevergütung unterstreicht die zunehmende Dringlichkeit, Maßnahmen zu ergreifen, um die Qualität der Pflege in Deutschland sicherzustellen und den drohenden Kollaps in der Altenpflege abzuwenden.