Viel Lärm um nichts: Aktion gegen Homöopathie läuft ins Leere - Anthroposophische Medizin nimmt Stellung

Am Samstag wollten es die Skeptiker der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) der Homöopathie eigentlich mal so richtig zeigen: In sechs deutschen Städten fanden sich Aktivisten zusammen, um gemeinsam eine "Überdosis Homöopathie" zu nehmen und dabei die vermeintliche Wirkungslosigkeit homöopathischer Arzneimittel zu entlarven. Vorbild für die Aktion ist eine vergleichbare Demonstration in England im vergangenen Januar 2010, so dass inzwischen von einer international angelegten Kampagne gegen die Homöopathie gesprochen werden kann. Doch die Deutschen scheinen über die Homöopathie besser als die englischen Nachbarn informiert zu sein: Kaum 20 Menschen beteiligten sich in jeder Stadt.

Auch wenn mit der Aktion nicht explizit die Anthroposophische Medizin attackiert wird, nimmt der Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD) dennoch Stellung, da in der Anthroposophischen Medizin teilweise ebenfalls homöopathisch potenzierte Arzneimittel eingesetzt werden. Dabei greift der DAMiD einen Kommentar des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) auf: "Inhaltlich ist die so genannte Überdosierung völliger Nonsens, da es bei Hochpotenzen in einmaliger Einnahme völlig gleich ist, ob 2 oder 500 Globuli eingenommen werden. Einen Effekt wird es nur geben, wenn das individuelle Symptomenmuster passt." Die Häufigkeit der Einnahme von Globuli sei entscheidend, nicht die Menge. Und weiter: "Die einmalige Einnahme eines Homöopathikums, das in keinem Bezug zu einem Krankheitsbild steht, ist gar keine Homöopathie, weder eine Behandlung noch eine Arzneimittelprüfung."

Dr. med. Matthias Girke, Vorstandsmitglied des DAMiD und Stellvertretender Ärztlicher Leiter des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe (Berlin), fügt hinzu: "Auch wenn das Rätsel potenzierter Arzneimittel, die in der Medizin seit mehr als 1000 Jahren eingesetzt werden, nicht als gelöst betrachtet werden kann, stellen die aktuellen Demonstrationen einer angeblichen Wirkungslosigkeit eine erstaunlich wenig reflektierte Ablehnungsstrategie dar. Eine Beziehung zwischen der Wirksamkeit potenzierter Arzneimittel und der Anzahl von Globuli herzustellen, ist nicht wahrscheinlich und hat lediglich einen fragwürdigen Unterhaltungswert." Stattdessen fordert Girke für die Auseinandersetzung mit Arzneimitteln, in denen substanziell "nichts mehr enthalten ist" ein anderes und differenziertes Diskussionsniveau. So seien nicht nur die Übersichten zu den durchgeführten klinischen Studien heranzuziehen, sondern auch genauso die bislang vorliegenden Untersuchungen aus der Grundlagenforschung. Eine unabhängige Bewertung potenzierter Arzneimittel dürfe nicht dem Grundsatz "was nicht sein darf, auch nicht sein kann" (Morgenstern) folgen, sondern müsse sich mit dem Substanzbegriff und seinen unterschiedlichen Aspekten ebenso wie den gegenwärtig vorliegenden Ergebnissen aus Klinik und Forschung auseinandersetzen und künftige, dem Forschungsgegenstand angemessene Evaluationsmethoden und -vorhaben definieren.

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Der DAMiD repräsentiert die Anthroposophische Medizin in allen gesellschaftlichen Bereichen des deutschen Gesundheitswesens. Als Dachorganisation vertritt der Verband die übergeordneten Belange und Interessen seiner 17 Mitglieder. Mitgliedsorganisationen sind Berufs- und Patientenverbände, Klinikverband, gemeinnützige Altenhilfe, Behindertenhilfe sowie Hersteller Anthroposophischer Arzneimittel.