Unter dem Titel "Die Zukunft umfassender Patientenversorgung" kamen rund 450 Expertinnen und Experten aus Forschung und Wissenschaft wie auch klinisch tätige Ärztinnen und Ärzte aus Europa und der ganzen Welt zusammen, um gemeinsam Themen wie Schmerz, Krebs, Palliativmedizin oder psychische Erkrankungen zu diskutieren und aktuelle Forschungsergebnisse auszutauschen. Die Anthroposophische Medizin war mit über 40 Beiträgen besonders stark vertreten, vor allem mit Wissenschaftlern aus Witten/Herdecke, Berlin, Freiburg, Öschelbronn, Bern, Richterswil (CH), Driebergen und Leiden (NL). Der 5. Dezember war als Patiententag konzipiert, der allen Interessierten die Möglichkeit gab, sich über die Möglichkeiten der integrativen Medizin zu informieren.

Reger Austausch

Das breit gefächerte und gut gefüllte Programm stand ganz im Zeichen der Integrativen Medizin. Sie wird verstanden als eine Kooperation von Schulmedizin und Komplementärmedizin, die mit Hilfe interdisziplinärer Zusammenarbeit über die traditionelle Medizin hinaus forscht, arbeitet und Patienten erfolgreich behandelt. Der Kongress bot neben Vorträgen zu Studien und Entwicklungen auch Minisymposien und Workshops an, in denen beispielsweise die Ansätze der Ayurveda, der Homöopathie, der Akupunktur oder die integrative Onkologie in der Anthroposophischen Medizin vorgestellt wurden. Das Dialogforum Pluralismus in der Medizin hielt eine Fallkonferenz, in der Ärztinnen und Ärzte aus unterschiedlichen medizinischen Perspektiven - beispielsweise Anthroposophische Medizin, Naturheilkunde und Schulmedizin - erläuterten, wie geriatrische Patienten am besten integrativ versorgt werden können.

Die Universität Witten/Herdecke (die ihren Studenten ein integriertes Begleitstudium Anthroposophische Medizin anbietet) machte ein ähnliches Angebot: Studierende und Lehrende konnten sich an einer Fallkonferenz beteiligen, in der ein Patient anwesend war. Dieser stellte seine Symptome und Diagnose vor und wurde anschließend von je einem Arzt oder Ärztin aus der Schulmedizin, der Homöopathie, der TCM und der Anthroposophischen Medizin weiter zu Beschwerden und Krankheitsverlauf befragt. Die anwesenden Studentinnen und Studenten fanden sich in kleinen Arbeitsgruppen zusammen, um die unterschiedlichen Arbeitsweisen der medizinischen Richtungen zu erfassen und zu beschreiben, während die anwesenden Ärzte einen gemeinsamen Behandlungsvorschlag erarbeiteten und vorstellten. Susanne Rüdel, Doktorandin im Förderprogramm der Karl und Veronica Carstens-Stiftung, lobte diesen Workshop als eine "lehrreiche Veranstaltung" und empfindet die Integrative Medizin "als sinnvolle und ergänzende Zusammenschlüsse der medizinischen Richtungen, zum Wohle des Patienten."

Auch der Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD) war mit einem Workshop vertreten. Dr. Matthias Kröz, Internist im Medizinischen Versorgungszentrum Havelhöhe (Klinik für Anthroposophische Medizin) stellte eindrucksvoll vor, wie Rheumaerkrankungen in der Anthroposophischen Medizin diagnostiziert und therapiert werden. Anwesende Ärztinnen und Ärzte nutzen die Möglichkeiten zum Austausch, stellten Fragen und regten wertvolle Diskussionen an.

Hoher Stellenwert der Anthroposophischen Medizin

Durch die Kongresstage wurde deutlich, welchen wichtigen Stellenwert die Anthroposophische Medizin in der Integrativen Medizin hat. "Die Anthroposophische Medizin arbeitet mit anderen komplementärmedizinischen Ansätzen zusammen, besonders in den Bereichen Geriatrie, Allergie, Integrative Konzepte, Schmerz, Grundversorgung sowie Therapeutische Konzepte", erklärt Prof. Dr. Peter Heusser, Inhaber des Lehrstuhls für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin an der Universität Witten/Herdecke. "Es gibt eine starke Vernetzung zwischen den Disziplinen - natürlich auch außerhalb des Kongresses", so der gebürtige Schweizer weiter. Für ihn ist der Kongress "einer der wichtigsten Kongresse für Integrative Medizin." Heusser betonte: "Hier werden im internationalen Kontext wissenschaftliche Ergebnisse präsentiert, es gibt Diskussionen mit kritischen Auseinandersetzungen und es ergibt sich die Möglichkeit zu einem guten wissenschaftlichen Diskurs auf hohem Niveau." Als neue Forschungsbereiche, in denen besonders Arbeitsgruppen der Anthroposophischen Medizin tätig sind, erwähnt Peter Heusser die Versorgungsforschung, die Ausbildungsforschung, die Neonatologie, die Regulation von Selbstheilungskräften und neue Forschungsprojekte zu anthroposophischen Medikamenten. Auch die Bestimmung des Stellenwertes der Beziehung zwischen Arzt und Patienten, die Frage der Seriosität und Professionalität ärztlichen Handelns und die Frage danach, wie die angehenden Ärztinnen und Ärzte bereits während ihres Studiums integrativ ausgebildet werden können, bildeten Beiträge der Wissenschaftler aus der anthroposophischen Medizin.

Erfolgreicher Patiententag

Der 5. Dezember war von den Veranstaltern als offener Informationstag für Patienten und Interessierte organisiert worden. Ärztinnen und Ärzte sowie Therapeuten hielten Vorträge beispielsweise zur Naturheilkunde bei Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen, zur Behandlung von Allergien mit Neuraltherapie oder zur homöopathischen Hausapotheke. Dr. Marion Debus, Internistin und Oberärztin am Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, sprach über Ansätze der Anthroposophischen Medizin zur Behandlung von Krebserkrankungen. Das Publikum zeigte sich sehr interessiert und stellte vor allem Rückfragen zur Behandlung mit Mistelpräparaten.

Ganz praktisch konnten die Besucherinnen und Besucher das Qi Gong erleben, eine Kneipp-Therapie ausprobieren oder die Heileurythmie als Bewegungstherapie - angeboten von Marlies Adams, Heileurythmistin aus Berlin - bei Rückenschmerzen kennenlernen. Eine Besucherin aus Berlin zeigte sich sehr erfreut über die Möglichkeit, sich so umfassend informieren zu können: "Es ist eine gute Veranstaltung und ich bin dankbar, dass es eine solche Plattform gibt."

Pressekontakt:
Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland e.V. (DAMiD)
Chausseestr. 29, 10117 Berlin

Lina Schallenberg, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon 030-28 87 70 94, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Der DAMiD repräsentiert die Anthroposophische Medizin in allen gesellschaftlichen Bereichen des deutschen Gesundheitswesens. Als Dachorganisation vertritt der Verband die übergeordneten Belange und Interessen seiner 17 Mitglieder. Mitgliedsorganisationen sind Berufs- und Patientenverbände, Klinikverband, gemeinnützige Altenhilfe, Behindertenhilfe sowie Hersteller Anthroposophischer Arzneimittel.