"Die Forderung nach Liberalisierung von Formen der aktiven Sterbehilfe ist keine angemessene Antwort im Umgang mit sterbenskranken Menschen", erklärt Dr. Matthias Girke, Vorstandsmitglied des Dachverbandes. "Sie ist vielmehr eine Reaktion darauf, dass existentielle Fragen nach dem Sinn von Leiden, Sterben und Tod in der Gesellschaft tabuisiert werden und nicht von einem umfassenden Menschenverständnis getragen sind." Die angemessene Antwort könne nur die weitere Professionalisierung in der Begleitung schwerkranker Patienten und deren Angehörigen sein. Dabei müsse sich auch die Medizin im Angesicht der Grenzsituation einer menschlichen Biographie um ein Menschenverständnis bemühen, das die Transzendenz des menschlichen Wesens einbezieht.
Der Wunsch nach aktiver Sterbehilfe entsteht nahezu ausnahmslos aus Hoffnungslosigkeit und Sinnverlust. Palliativmedizin und Hospizbetreuung begegnen diesem Wunsch mit einer an den Werten des Patienten orientierten Sterbebegleitung, die ihn auch in seiner Erkrankung als Individuum, aber auch als zukünftiges Wesen begreift.
Die Anthroposophische Medizin bietet auf diesem Gebiet Möglichkeiten und Therapieformen, die in einer als aussichts- oder sinnlos empfundenen Erkrankungsphase neue Impulse geben können. So werden in der Anthroposophischen Medizin, neben dem Einsatz von Arzneimitteln, künstlerische Therapien, Heileurythmie, Rhythmische Massagen oder die Gesprächstherapie auch bei Schwerstkranken und Sterbenden genutzt, um diese Lebensphase würdig und sinnbestimmt zu begleiten. Der Patient kann nach seinen Möglichkeiten aktiv in den therapeutischen Prozess einbezogen werden.
Deshalb fordert und unterstützt der DAMiD statt neuen gesetzlichen Regelungen zur aktiven Sterbehilfe eine gute palliativmedizinische Begleitung und menschliche Hospizbetreuung. Diese soll eine an den Werten des Patienten orientierte Sterbegleitung gewährleisten sowie den Patienten als Individuum wahrnimmt und versorgen.
Denn die Umfragen zur aktiven Sterbehilfe zeigen kein klares Bild. Nach Erhebungen der Meinungsforschungsinstitute TNS Emnid und forsa schwankt die Zahl der Befürworter der aktiven Sterbehilfe je nach Umfrageinstitut und Fragestellung zwischen 35 und 74 Prozent. Dabei ist der Anteil der Befürworter deutlich geringer, wenn eine gute Schmerztherapie, palliativmedizinische Versorgung und psychosoziale Betreuung gewährleistet ist. Dr. med. Matthias Girke zieht deshalb die Schlussfolgerung: "Für die Menschen steht also bei einer nicht heilbaren und weit fortgeschrittenen Erkrankung nicht die Verlängerung der Überlebenszeit um jeden Preis, sondern die Lebensqualität und das Befinden während der Behandlung im Vordergrund."
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Der DAMiD repräsentiert die Anthroposophische Medizin in allen gesellschaftlichen Bereichen des deutschen Gesundheitswesens. Als Dachorganisation vertritt der Verband die übergeordneten Belange und Interessen seiner 17 Mitglieder. Mitgliedsorganisationen sind Berufs- und Patientenverbände, Klinikverband, gemeinnützige Altenhilfe, Behindertenhilfe sowie Hersteller Anthroposophischer Arzneimittel.