In unserer Rubrik „Medizin & Gesundheit“ haben wir uns für den Mai folgende Themen genauer angesehen: Das Apothekensterben in Deutschland, die Forderungen nach strengeren Vorgaben zur Reduzierung von Zucker, Fetten und Salz in Lebensmitteln sowie die Einflussnahme des sozialen Status auf die Gesundheit.

Die Meldungen

» Apothekensterben in Deutschland
» Strengere Regulierung von Zucker, Fetten und Salz in Lebensmitteln für eine gesündere Zukunft
» Sozialer Status beeinflusst die Gesundheit

Apothekensterben in Deutschland

zeitungsjungeBerlin, 06. Mai 2024. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hat einen alarmierenden Rückgang der Apotheken in Deutschland verzeichnet und eine neue Protestkampagne angekündigt. Gabriele Overwiening, die Präsidentin der Bundesvereinigung, gab bekannt, dass im vergangenen Jahr die Zahl der Apotheken um 500 gesunken ist. Dies entspricht in etwa der Gesamtzahl der Apotheken in Thüringen. Demnach hätten rechnerisch etwa zwei Millionen Menschen den Zugang zu ihrer wohnortnahen Apotheke verloren.

Bürokratie steht im Weg

Neben dem Rückgang der Apotheken thematisierte Overwiening auch Engpässe bei Arzneimitteln und forderte, bürokratische Hürden abzubauen. Sie betonte, dass dies der einzige Weg sei, um sicherzustellen, dass Apotheken schnell geeignete Alternativen für Patientinnen und Patienten organisieren könnten. Ein weiterer Kritikpunkt war die holprige Einführung des E-Rezeptes. Wiederkehrende Systemausfälle in den letzten Wochen hätten dazu geführt, dass Menschen teilweise stundenlang nicht mit Arzneimitteln versorgt werden konnten. Dies gefährde das Vertrauen in digitale Prozesse, warnte sie.

Auch Birgit Emde, Apothekerin und Mitglied der » Gesellschaft Anthroposophische Pharmazie in Deutschland (GAPiD), äußert sich besorgt über die Situation: "Wir schätzen die Lage so ein, dass unsere anthroposophisch-pharmazeutische Kompetenz immer mehr der Bürokratie und wachsender wirtschaftlicher Instabilität weichen muss. Denn eine individuelle Beratung in der Apotheke, die jeden Menschen mit seinen Bedürfnissen wahrnimmt, braucht Zeit. Fortbildungen können aus Zeitmangel und wegen hoher Personalkosten schlechter wahrgenommen werden. Wenn es finanziell eng wird, fallen die ´weichen´ Themen schneller unter den Tisch."

Protestkampagne angekündigt

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände plant eine Kampagne, um die Öffentlichkeit über die besorgniserregende Lage zu informieren. Teil dieser Kampagne wird eine bundesweite Umfrage sein, in der Patientinnen und Patienten die Möglichkeit haben, sich zur Lage ihrer Arzneimittelversorgung zu äußern. Die angekündigte Protestkampagne signalisiert die Entschlossenheit der Apothekerverbände, auf die Herausforderungen hinzuweisen und Lösungen zu fordern, um die Arzneimittelversorgung und die Rolle der Apotheken in Deutschland zu sichern.

Quellen:

„Rund 500 Apotheken weniger in Deutschland“, www.aerzteblatt.de, 16. April 2024

Strengere Regulierung von Zucker, Fetten und Salz in Lebensmitteln für eine gesündere Zukunft

apothekensterbenBerlin, 06. Mai 2024. Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) hat jüngst seine Unzufriedenheit über die bisherigen Bemühungen der Lebensmittelindustrie zum Ausdruck gebracht, den Gehalt von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten zu senken. Trotz einiger Fortschritte in bestimmten Produktkategorien bleibt der Zuckergehalt in vielen Lebensmitteln weiterhin zu hoch, wie aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Max Rubner-Instituts (MRI) hervorgeht.

Handlungsbedarf bei Produkten mit Kinderoptik

Insbesondere bei Produkten mit Kinderoptik besteht weiterhin Handlungsbedarf, da dort die Reduktion von Zucker noch nicht ausreichend erfolgt ist. Das Ministerium fordert daher dringend strengere Vorgaben, um diesem Trend entgegenzuwirken.
Darüber hinaus zeigt der Bericht des MRI, dass trotz einiger Erfolge bei der Reduktion von Zucker in bestimmten Getränkekategorien und Feingebäck, der Fortschritt seit einigen Jahren stagniert. In einigen Fällen ist sogar ein Anstieg des Fett- und gesättigten Fettsäuregehalts zu verzeichnen, was zusätzliche Bedenken hinsichtlich der Gesundheit aufwirft.

Gesundheitsrisiken durch nichtübertragbare Krankheiten

Diese Forderung nach strengeren Regulierungen geht Hand in Hand mit der wachsenden Besorgnis über nichtübertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes, deren Prävalenz in Deutschland stetig zunimmt. Laut einer Befragung des Robert Koch-Instituts leiden fast die Hälfte der Frauen und über 60 Prozent der Männer in Deutschland an Übergewicht, während fast ein Fünftel der Erwachsenen als adipös eingestuft wird.
Die Bundesregierung plant daher, wissenschaftlich fundierte Reduktionsziele zu entwickeln, die nicht nur die allgemeine Bevölkerung, sondern insbesondere auch Kinder und Jugendliche im Blick haben sollen. Diese Maßnahmen sollen bis Ende 2024 umgesetzt werden, um einen nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit zu leisten.

Perspektivenwechsel in der Ernährung

Einen guten Ansatz brachte die promovierte Diplom-Oecotrophologin Jasmin Peschke bereits vor geraumer Zeit. Sie betont die Bedeutung einer positiven Beziehung zum Essen für eine gesunde Ernährung. Sie plädiert dafür, von der Pathogenese zur Salutogenese überzugehen und den Fokus von dem Krankmachenden auf das Gesunde zu richten. Peschke empfiehlt, positive Erlebnisse in den Vordergrund zu rücken und eine aktive Beziehung zu Lebensmitteln und ihrer Zubereitung zu pflegen. Ihr Ansatz zielt darauf ab, eine eigene Ernährungsexpertise zu entwickeln, um förderliche Körpersignale wahrzunehmen und eine wertschätzende Beziehung zu den Nahrungsmitteln zu entwickeln. Durch bewusstes Essen und eine aktive Auseinandersetzung mit dem, was auf dem Teller liegt, können Menschen eine gesündere und nachhaltigere Ernährung für sich selbst und für kommende Generationen fördern.

Sozialer Status beeinflusst die Gesundheit

ungleichheitBerlin, 06. Mai 2024. Eine kardiologische Forschungsgruppe der Universitätsmedizin Mainz hat eine » Studie präsentiert, die den Zusammenhang zwischen dem Sozioökonomischen Status (SES) und der Herzgesundheit in Deutschland beleuchtet. Die Analyse basiert auf Daten von 15.000 Teilnehmer:innen der Mainzer Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS), die von 2007 bis 2022 lief. Die Ergebnisse zeigen eine klare Verbindung zwischen einem niedrigen SES und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie eine höhere Sterblichkeit. Besonders hervorgehoben wird die Bedeutung des Bildungsstands und der Beschäftigung im Vergleich zum Nettohaushaltseinkommen als entscheidende Faktoren für das Krankheitsrisiko.
Interessanterweise deutet die Studie darauf hin, dass Personen mit höherem SES möglicherweise weniger schädlichen Umweltbelastungen ausgesetzt sind und einen gesünderen Lebensstil pflegen, was zu einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt. Insgesamt betonen die Forscher die Notwendigkeit, soziale Ungleichheiten im Gesundheitswesen anzugehen und den sozialen Status bei der Bewertung von Risiken und präventiven Maßnahmen zu berücksichtigen.

Studie des Robert Koch-Instituts: Zunahme der Ungleichheit in der Lebenserwartung

Parallel dazu zeigt eine andere » Studie unter Leitung des Robert Koch-Instituts, dass die Ungleichheit in der Lebenserwartung zwischen Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten in Deutschland in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat. Insbesondere die Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs hat einen signifikanten Einfluss auf diese Entwicklung gehabt, wobei die Sterblichkeitsraten in sozial benachteiligten Regionen weniger stark gesunken sind als in wohlhabenderen Gebieten.
Insgesamt verdeutlichen diese Studien die dringende Notwendigkeit, soziale Determinanten der Gesundheit noch mehr zu berücksichtigen und präventive Maßnahmen zu stärken, um die Herzgesundheit und die Lebenserwartung in allen Bevölkerungsgruppen zu verbessern.