Anthroposophische Medizin in der Integrativen Onkologie
Eine Krebsdiagnose ist immer ein Schock. Auch wenn die Behandlung heute sehr häufig vielversprechend sind, ist die Erkrankung eine existentielle Bedrohung. Daher ist es wichtig, dass Betroffene sich schnell auf den Weg machen und mit der Krebstherapie beginnen.
Neben Bestrahlung, Chemotherapie und Operation gibt es Behandlungsmöglichkeiten, die diese konventionellen Therapieverfahren ergänzen. Da Krebs den gesamten Organismus betrifft, Patientinnen und Patienten meist psychisch belastet und die Behandlung selten ohne Nebenwirkungen verläuft, setzen die begleitenden Therapien meist ganzheitlich an. Dieser ergänzende und ganzheitlich orientierte Ansatz findet sich in der Integrativen Onkologie. Es zeigt sich, dass Krebspatient:innen, die diese ergänzenden Verfahren anwenden, seltener an Begleitsymptomen wie Stress, Depressionen, Ängsten oder dem Fatigue-Syndrom leiden. Bis zu 80 Prozent der Patient:innen wenden europaweit ergänzende Verfahren an.
Möglichkeiten der Anthroposophischen Medizin
Auch in der Anthroposophischen Medizin hat die integrative Krebstherapie einen hohen Stellenwert. Auch hier gilt: Sie ersetzt keine konventionelle Krebstherapie, es geht um ergänzende Behandlungsmöglichkeiten, die die Betroffenen körperlich und emotional unterstützen, die Abwehrkräfte stärken und zur besseren Verträglichkeit der konventionellen Behandlung beitragen. Therapien aus der Anthroposophischen Medizin, die im Rahmen einer integrativmedizinischen Krebsbehandlung angeboten werden, sind beispielsweise Kunsttherapie oder Heileurythmie. Sehr häufig eingesetzte pflanzliche Arzneimittel sind Präparate mit Mistelextrakten, die in den anthroposophischen Krebszentren angewendet werden. Die Misteltherapie ist sehr gut erforscht. Es gibt wissenschaftliche Arbeiten unter anderem zur Sicherheit, Lebensqualität oder zur klinischen Evidenz. » Hier gibt es eine sehr gute Übersicht dazu.
Der Patient im Mittelpunkt
Die drei großen anthroposophischen Akutkliniken (die Gemeinschaftskrankenhäuser Havelhöhe und Herdecke sowie die Filderklinik) verfügen über spezialisierte Krebszentren. Ganz frisch von der Deutschen Krebsgesellschaft rezertifiziert sind das Brust- und das Lungenkrebszentrum des Berliner » Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe. Hier gibt es außerdem ein Darmkrebszentrum und ein gynäkologischen Krebszentrum. Sie alle haben gemeinsam, dass für jeden Patienten durch eine genaue Analyse der Situation eine optimale Behandlung angeboten wird – erarbeitet von einem multiprofessionellen Team (bestehen aus Ärzt:innen, Pflegenden, Therapeut:innen und Psychoonkologen). Individuelle Fragen und Bedürfnisse spielen dabei eine wesentliche Rolle. Im Rahmen des integrativmedizinischen Ansatzes wird das schulmedizinische Konzept begleitet von beispielsweise Musik- und Kunsttherapie, Rhythmischer Massage oder Heileurythmie. Wickel und Einreibungen werden ebenso angeboten wie eine psychoonkologische Begleitung und Ernährungsberatung.
Frauen, die von Brustkrebs betroffen sind, können sich im von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Brustzentrum am » Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke beraten lassen. Behandelt werden alle gut- und bösartigen Erkrankungen der Brustdrüse. So individuell wie die Krebserkrankung ist, so individuell wird der Behandlungsplan erstellt. Einen wesentlichen Leitfaden für Diagnostik und Therapie bilden Wille und Biografie der Patientin, da diese hier als autonome und mitgestaltende Person wahrgenommen wird. Ebenfalls entscheidend: Die Behandlung wird in Fallbesprechungen und interdisziplinären Tumorkonferenzen mit geplant. Neben einer Operation werden medikamentöse Behandlungen mit Hormonen, eine Chemo- oder Antikörper-Therapie (nach Situation der Patientin) angeboten. Darüber hinaus bietet das Zentrum Anthroposophische Therapien an, beispielsweise künstlerische Therapien, Rhythmische Massage oder Misteltherapie. Auch können sich Patientinnen psychoonkologisch begleiten lassen.
Auch das Zentrum für Integrative Onkologie an der » Filderklinik bei Stuttgart bietet Krebspatient:innen eine individuell auf ihre Bedürfnisse abgestimmte kombinierte Therapie an: Operationen, Antihormontherapie, Chemotherapie oder Strahlentherapie in Verbindung mit Misteltherapie, Bewegungstherapie, Heileurythmie, Mal- und Musiktherapie sowie Psychoonkologie. Ziel ist neben der Bekämpfung des Krebses immer die Stärkung des Immunsystems und der Selbstheilungskräfte der Patientinnen und Patienten. Auch kann die Lebensqualität deutlich verbessert und Nebenwirkungen der Behandlungen gelindert werden. In der Filderklinik gibt es ein Zentrum für integrative Brustkrebstherapie - grundsätzlich sind an der Klinik alle Krebsarten behandelbar.
Forschungskongress Integrative Onkologie
Die Behandlung von Krebserkrankungen ist eine Herausforderung. Weltweit forschen Wissenschaftler immer weiter zu neuen therapeutischen Möglichkeiten - auch in der Integrativen Onkologie. Ergebnisse werden beim ersten » World Congress of Integrative Oncology Ende September in Ludwigsburg bei Stuttgart vorgestellt. Internationale Top-Speaker diskutieren patientenorientierte, moderne, klassische onkologische und evidenzbasierte komplementäre Therapiemethoden. Neben Themen wie Hyperthermie, Selenium, Sport & Ernährung, Vitamin D oder Spiritualität, werden auch Ergebnisse zu Untersuchungen und Erfahrungen mit Mistelextrakten vorgestellt.
Ein Highlight des Kongresses wird sein, dass Teilnehmenden die Möglichkeit geboten wird, eines der führenden Krankenhäuser in der Integrativen Onkologie zu besuchen: Die Filderklinik.
Dr. med. Stefan Hiller und Dr. med. Bernd Labonte sind Expterten auf dem Gebiet der Integrativen Onkologie. » Im Interview zeigen sie nicht nur die Möglichkeiten einer Integrativen Onkologie auf, sondern erklären auch ihre Grenzen. Auch haben wir gefragt, welches Potential die Anthroposophische Medizin auf diesem Gebiet hat und wohin sie sich noch entwickeln kann.
Es gibt weitere anthroposophische Kliniken mit Abteilungen oder Schwerpunkten zur Integrativen Onkologie: Die » Klinik Öschelbronn - Centrum für Integrative Medizin, Schmerz- und Krebstherapie und das » Paracelsus-Krankenhaus Unterlengenhardt haben beide einen onkologischen Schwerpunkt. Auch im » Haus am Stalten werden Krebserkrankungen behandelt. Die anthroposophische » Reha-Klinik Schloss Hamborn hat sich auf die Tumor-Nachsorge spezialisiert. Hier sind » alle anthroposophischen Kliniken und Krankenhäuser aufgelistet.