Wie kommt Gesundheit zu den Menschen und in ihre Lebenswelten?
In den vergangenen Jahren hat das Thema Gesundheit mehr und mehr Aufmerksamkeit bekommen. Wir haben gelernt, dass unsere Gesundheit von vielen Faktoren abhängig ist, beispielsweise von Bildung über Einkommen und Wohnsituation bis hin zur vorhandenen Infrastruktur. Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, die Themen Prävention und Gesundheitsförderung übergreifend zu verstehen. Wie Gesundheit als Querschnittsthema in der Politik verstanden und gelebt werden kann, wurde beim Lunch-Symposium “Zukunft Prävention“ am 29. März unter dem Titel Health in all Policies – Wie gelingt „Gesundheit gemeinsam“ vor Ort in den Lebenswelten? diskutiert.
Lunch-Symposium „Zukunft Prävention“
Dabei stellte sich die Frage, wie Politikbereiche miteinander verknüpft werden können, ohne an Ressortzuständigkeiten zu scheitern. Wie kann man in konkretes Handeln kommen und welche Rolle spielen Kommunen bei der Entwicklung und Umsetzung von vernetztem Handeln? Gemeinsam mit den Expertinnen Dr. Katharina Böhm, Geschäftsführerin der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (» HAGE e.V.) und Annette Rueß, Mitarbeiterin im » Sozialdezernat der Stadt Braunschweig, sowie Moderatorin Anke Genius wurden diese Fragen diskutiert und nach Lösungsansätzen gesucht.
Gesundheit übergreifend denken
Dr. Katharina Böhm stellte Health in all Policies (HiAP) als einen Ansatz vor, der nur funktionieren kann, wenn mehrere Systeme ineinandergreifen. Das gemeinsame Ziel sei dabei immer die Verringerung gesundheitlicher Ungleichheiten, so Böhm in ihrem Impuls-Vortrag. Um das zu schaffen, müssten sich alle politischen Sektoren und föderalen Ebenen synchronisieren und betroffene Akteure (z.B. die Zivilgesellschaft) einbinden. Ein guter Ansatz sei es daher, die Kommunen einzubeziehen, die zum einen Einblick in die Nöte der Menschen haben und zum anderen in diversen Ressorts mitgestalten können (Verkehr, Bildung, Jugendarbeit, Ehrenamt…). Wenn dann Kommunalverwaltung, Politik und soziale Einrichtungen vor Ort an einen Tisch kommen, könnten sinnvolle Projekte für die Menschen entstehen, so Dr. Katharina Böhm weiter.
Präventionsprojekt Braunschweig
Annette Rueß zeigte am Beispiel der konkreten Maßnahmen der Stadt Braunschweig zur Linderung der Kinderarmut, wie das Zusammenspiel verschiedene Akteure in der Praxis funktionieren kann. Hier wurden in den vergangenen Jahren sogenannte „Präventionsketten“ eingeführt, die die Kinder in unterschiedlichen Lebenssituationen begleiten können. „Grundlegend bei der Arbeit sind immer Netzwerke“, sagte Annette Ruess. Vorhandene Strukturen sollten vor Ort immer genutzt und einbezogen werden – beim Thema Kinderarmut in Braunschweig sind es beispielsweise Familienzentren, Schulsozialarbeit oder Quartiersmanager. Es gelte voneinander zu lernen, Hürden abzubauen und nicht gegeneinander zu agieren, sondern miteinander, „um die Herausforderungen unserer Zeit zu stemmen.“
Mehr als "nice to have"
Auch wenn es Projekte gibt, die den HiAP-Ansatz schon leben, zeigt sich, dass eine Umsetzung eine große Kraftanstrengung bedeutet, die nur gemeistert werden kann, wenn es genug Menschen und Initiativen gibt, die solche Projekte mit langem Atem umsetzen können. Vor allem ist es eine dringende Aufgabe, Möglichkeiten für langfristig gesicherte Finanzierung zu finden. Health in all Policies muss zu einem zentralen Ansatz der Politik werden, wenn die Folgekosten krankmachender Lebensverhältnisse dauerhaft wirklich gesenkt werden sollen. Prävention darf daher nicht nur als "nice to have" betrachtet werden, sondern muss ein zentraler Bestandteil politischen Handelns werden, der über alle Ressortgrenzen hinweg Bedeutung hat.
Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet. Sie können Sie hier sehen:
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Die Präsentationen der Referentinnen finden Sie auf www.zukunft-praevention.de.
Die Reihe "Zukunft Prävention" wird veranstaltet vom Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland, dem » Kneipp Bund und dem » Verein der Ersatzkassen (vdek).