Auf der Suche nach präventiven Strategien
Mit der Strategie gegen Einsamkeit hat die Bundesregierung einen ersten guten Grundstein gelegt, um Menschen für das Thema Einsamkeit zu sensibilisieren – dieser Meinung waren alle drei Expertinnen beim Mittagsimpuls „Zukunft Prävention“ am 03. Juli 2024. Aber sie kritisierten auch, dass es bisher keine festen Zusagen für dauerhafte Förderungen gibt: „Wir müssen raus aus der Projektitis und rein in die strukturelle Förderung“, forderte Dr. Katrina Pfundt vom » AWO Bundesverband. Dem schloss sich auch Katrin Lang von der » Gerontopsychiatrischen Koordinationsstelle Oberpfalz (GKS) an und machte auf die Notwendigkeit von Aufklärung und niedrigschwelligen Angebote aufmerksam.
Alte und junge Menschen betroffen
Beide hatten in der einstündigen Veranstaltung von ihrer vielfältigen Arbeit zum Thema Einsamkeit gesprochen. Während die GKS vor allem ältere Menschen in den Fokus nimmt, konzentriert sich der AWO Bundesverband auch auf andere Gruppen. Denn Einsamkeit ist längst auch ein wachsender Faktor bei jungen Menschen, das machte der Vortrag von Prof. Dr. Susanne Bücker, Einsamkeitsforscherin an der » Universität Witten-Herdecke - Fakultät für Gesundheit, Department für Psychologie und Psychotherapie deutlich. Auch schilderte sie mögliche Konsequenzen von Einsamkeit für die Gesundheit: von Depressionen und Demenz bis hin zu koronaren Herzerkrankungen, verursacht beispielsweise durch chronischen Stress, verstärkten Alkoholkonsum oder fehlende kognitive Stimulation.
Strategien gegen Einsamkeit
Was also tun? Zunächst könnten Risikofaktoren (wie zum Beispiel Armut) identifiziert und adressiert werden. In einer zweiten Stufe ginge es darum, regelmäßig zu prüfen, ob Menschen von Einsamkeit bedroht seien, etwa durch Hausärzte, Schulen oder in Beratungsstellen. Final brauche es eine nachhaltige Unterstützung der Menschen bei der sozialen Reintegration, so Prof. Bücker.
Um Menschen dann zu erreichen, verstärkt der AWO Bundesverband seine sog. "zugehende Arbeit": „Wir gehen aktiv auf Menschen zu, in dem wir uns mit Kaffee und Kuchen und einem Gesprächsangebot vor Supermärkten oder Apotheken platzieren – Orte, die einsame Menschen in ihrem Alltag aufsuchen“, so Dr. Pfundt.
Deutlich wurde, dass die Bekämpfung der Ursachen und Konsequenzen von Einsamkeit in allen gesellschaftlichen und politischen Bereichen eine Rolle spielen muss, um erfolgreich zu sein. Ob die Einsamkeitsstrategie der Bundesregierung Früchte tragen wird, wird sich zeigen.
Über die Veranstaltung
Der » Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek), der » Kneipp-Bund e.V. und der Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland e.V. (DAMiD) führten die Tagung gemeinsam online durch. Im November findet der nächste digitale Mittagsimpuls statt. Alle Informationen, die Vortragsfolien der Referentinnen sowie den Link zum Videomitschnitt der Veranstaltung gibt es unter Zukunft-Praevention.de